Souverän war der Auftritt gegen den Absteiger Sportfreunde Siegen nicht. Die Gastgeber taten sich gegen den defensiven Gast äußerst schwer, verdienten sich aber schließlich einen 2:1-Erfolg.
Vorne drückt die Rot-Weissen der Schuh, diese Erkenntnis ist nun wirklich nicht neu. Und ein Blick in die Statistik beseitigt letzte Zweifel, denn mit 42 erzielten Toren in 30 Spielen sind die Essener nun wirklich nicht mehr als solides Mittelmaß. Der Doppelschlag zuletzt beim 1. FC Köln II (3:1) war eine rühmliche Ausnahme. Zwei Tore innerhalb einer Minute, das hatte selbst die Fans etwas überrascht.
Auf dem Papier schienen die Siegener allerdings ein dankbarer Gegner zu sein. Sie haben die meisten Gegentore kassiert, stehen als Absteiger fest, da sollte es doch möglich sein, den einen oder anderen Treffer zu erzielen. Ein Handicap vor dem Anpfiff: Ausgerechnet Offensivmann Roussel Ngankam verletzte sich tags zuvor beim Training am Knie und musste passen. Für ihn rutschte Kasim Rabihic in die Startelf.
Die Rot-Weissen starteten entschlossen und kombinierten flott nach vorn. Gleich in den ersten fünf Minuten hatten sie zwei dicke Chancen. Nach einem Lapsus von Siegens Kapitän Alban Sabah, der zu lasch passte, erkämpften sich Benjamin Baier und Kamil Bednarski gemeinsam den Ball, Baier zog ab und Gästekeeper Christoph Thies klärte (3.). Zwei Minuten später traf Rabihic per Flachschuss nur den Außenpfosten. Wieder hatte Thies die Finger im Spiel gehabt (5.).
Es lief ganz gut für die Hausherren. RWE war dem Tabellenletzten klar überlegen, kombinierte recht gefällig und begab sich auf eine muntere Torejagd - so die Hoffnung. Philipp Zeiger hatte nach zwölf Minuten noch eine Möglichkeit per Kopf, doch das war’s dann auch schon.
Die Rot-Weissen bauten ab, passten sich immer mehr dem Spiel der biederen Gäste an, die zwar kämpften, aber doch sehr limitiert in ihren Möglichkeiten wirkten. Hinten dicht, im Mittelfeld zeitweise noch ganz ordentlich, doch im Angriff fehlte der Mannschaft von Trainer Sven Demandt jeglicher Biss. Da war kein Druck, kein Zug, keine Zielstrebigkeit.
Die Sorglosigkeit infizierte schließlich auch die Defensive. Plötzlich führte der Außenseiter mit 1:0. Julian Jakobs konnte in Ruhe nach innen passen, wo Björn Jost unbedrängt einschob. Um es positiv zu sehen, vielleicht war es ja ein Weckruf. Die Pfiffe zur Pause dürften die Spieler garantiert nicht überhört haben.
Es sollte sich zunächst aber nicht viel bessern. Rot-Weiss arbeitete weiter, bekam aber keine richtig Linie ins Spiel, blieb ungefährlich, was ganz sicher auch personelle Gründe hat. Kamil Bednarski war der einzige nominelle Stürmer, wurde kaum in Szene gesetzt. Und nachlegen konnte Demandt ja nicht, weil die Bank keine wirkliche Offensivkraft hergab. Also brachte er Jan-Steffen Meier, der die Innenverteidigung übernahm, während der kopfballstarke Gino Windmüller dafür neben Bednarski in die Spitze rückte. Flanken waren nun gefragt, doch so richtig wollte auch das nicht klappen.
Nach einer Ecke ging die Taktik dann doch auf. Windmüller verlängerte gekonnt, am zweiten Pfosten wartete Zeiger, der nur noch einzunicken brauchte zum Ausgleich (70.). Dann zeigte Bednarski, dass er zurecht als torgefährlich eingestuft wird. Rabihic passte flach in den Strafraum, der Stürmer nahm die Kugel an und vollendete cool zum 2:1.